Schon einige Tage zuvor gab es ein Orson Welles Portrait von mir und somit habe ich natürlich auch schon ausführlich über diesen großen Regisseur und Schauspieler berichtet. So kann ich an dieser Stelle darauf verzichten, erneut auf ihn selber, auf das gänzlich Besondere seines Schaffens einzugehen. Hinsichtlich der Umsetzung zu Orson Welles gab es allerdings zwei Interpretationsmöglichkeiten, die mir am Herzen lagen. In der Regel entscheide ich mich dann für eine von beiden und das war es dann. Aber eben die eine auch, die hier nun Grundlage war, war dann doch zu gut, um sie am Ende wieder zu vergessen.
Die Besonderheit, hier in der Umsetzung, ist nicht nur die für mich schon recht enorme Größe des Formats von 100x70cm, sondern auch die Grundlage und Basis zu dieser Zeichnung, die hier eben nicht das übliche Papier ist, sondern eine zuvor besonders beanspruchte Zeichenunterlage, in Form einer Pappe. Denn um meinen rustikalen, hölzernen Zeichentisch halbwegs vor meinen zeichnerischen Quälereien zu schützen, unterlege den Hauptteil meines Tisches immer wieder mit einer Pappe – zumeist Restbestände von ehemaligen und noch vorhandenen Passepartout Rückwänden. Diese überleben das alltägliche Prozedere manchmal mehrere Wochen, bis diese so voll geschmiert sind, dass sich das Auge nach einem neuen, neutralerem Hintergrund für das weitere Schaffen sehnt. Mal fallen Tuschefläschchen um, mal probiert man die Federn hierauf aus, mal macht man Tests der neu angemischten Aquarellfarbe oder notiert zudem Zitate, Telefonnummern und Adressen, irgendwo am Rande. Es würde mich auch nicht wundern, wenn sich hier und da, auch farbliche Nuancen von Essensresten auf dieser Pappe wiederfinden würden, denn selbst so manche Pizza wollte hier verzehrt werden.
Nach Wochen des täglichen Einerleis und des in Gedanken versunkenen Kritzelns, sieht dann diese Pappe irgendwann schon selber aus wie ein kleines Meisterwerk, voll von interessanter Zufälligkeiten – zu Schade, um die Pappe, den schnöden Schutz vor Schmutz, am Ende dann doch zu entsorgen. Dieser Orson Welles, hier in seiner unvergessenen Rolle in Shakespeares Othello, ist ein erstes Ergebnis auf einer eben solchen. Ein überaus gelungenes Ergebnis, wie ich finde. Eine Zeichnung, die mir persönlich, selbst auch nach Jahren, wichtig bleiben wird.
Einfach war diese Umsetzung allerdings wahrlich nicht, nicht nur wegen der Übergröße. Denn natürlich konnte nicht jede ach so schöne Zufälligkeit des Untergrunds erhalten werden, musste weichen, durch Überzeichnen, Übermalen, um dem Portrait an sich die entsprechende und passende Kontur zu verleihen. Und natürlich reagiert so ein Schmutz verschmierter Untergrund auch nicht gewohnt willig auf mein normales Prozedere. Aber, es hat sich gelohnt …