Nelly Sachs, 1891 in Berlin geboren, hinterließ ein literarisches Werk, das tief in den Schrecken des Holocausts und der jüdischen Erfahrung verwurzelt ist. Ihr Leben und ihre Lyrik sind geprägt von der Auseinandersetzung mit Leid, Hoffnung und Erlösung. 1940, mit Hilfe der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf, floh Sachs vor den Nationalsozialisten nach Schweden, wo sie den Rest ihres Lebens im Exil verbrachte. Diese Flucht prägte ihr Schaffen: Ihre Werke sind Ausdruck einer tiefen Heimatlosigkeit, in der sich Trauer und Hoffnung vermischen. An ihrem 75. Geburtstag erhielt Nelly Sachs 1966, zusammen mit Samuel Joseph Agnon, den Literaturnobelpreis. Ihre kurze Dankesrede hielt sie auf Deutsch …
In ihrem bedeutendsten Werk, dem Gedichtband In den Wohnungen des Todes (1947), thematisiert Sachs das Leid der Holocaust-Opfer. Ihre Gedichte verleihen den Verfolgten eine Stimme und fangen die unermesslichen Schrecken der Zeit ein. Die Symbolik ihrer Verse ist religiös und mystisch geprägt, was eine Verbindung zwischen biblischen Themen und den Erfahrungen der Juden im Holocaust schafft. Obwohl ihre Dichtung von Schmerz durchzogen ist, lässt sich auch die Suche nach Trost und Erlösung erkennen. Auch ihre Dramen, wie Eli: Ein Mysterienspiel vom Leiden Israels (1951), greifen das kollektive Leid des jüdischen Volkes auf. In diesem Stück erzählt Sachs die Geschichte eines Jungen, der während eines Pogroms getötet wird, und verbindet so individuelle Tragödie mit kollektiver Erfahrung. Die Themen Schuld, Sühne und Erlösung werden in einer eindringlichen, mystischen Sprache behandelt, die auch ihre Lyrik durchzieht.
Sachs verstand das Leiden nicht nur als persönliches Schicksal, sondern als spirituelle Reise. Ihre Werke reflektieren die Überzeugung, dass Schmerz zu einer höheren Erkenntnis führen kann. Diese spirituelle Dimension macht ihre Poesie universell und verleiht ihr eine Bedeutung, die über den Holocaust hinausgeht. Nelly Sachs starb 1970, aber ihr Vermächtnis bleibt lebendig. Als Dichterin, die den Opfern des Holocausts eine Stimme gab, forderte sie ihre Leser auf, sich mit den tiefsten Fragen nach Leid und Hoffnung auseinanderzusetzen. Ihr Werk bleibt eine bedeutende Mahnung und Erinnerung, die das menschliche Streben nach Erlösung trotz allem betont.
Federzeichnung, Farbstift, Aquarell
Wvz. 5388
Format: 250 x 350 mm
Oktober 2024