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Leo Tolstoi

Er ist die übergroße Ikone der russischen Literatur, bis heute. Und schon zu Lebzeiten genoss Tolstoi den Status einer Kultfigur, in dessen „Genuss“ heute eigentlich nur noch Rockstars kommen. Seine Hauptwerke Krieg und Frieden, sowie Anna Karenina, sind subtil kritische Chronologien eines vor sich hin degenerierenden Adels unter der schützenden Hand eines allmächtigen, ja fast willkürlich agierenden Zaren, der sich jedwedem Fortschritt mit aller Gewalt versperrt und die Leibeigenschaft der Bauern unbedingt ins kommende Jahrhundert führen möchte. Tolstoi selber erlebt den Sturz des Zarentums nicht mehr, dennoch ahnte er es wohl schon zu Lebzeiten, dass eine neue Zeit bevor stehen würde.

Seine kritischen Betrachtungen und Ansichten zum Adel, zum Zaren, aber auch zum Klerus, ersparte Tolstoi, nach seinem Tod, dann natürlich auch ein Verbot seiner Bücher während und auch nach der Zeit der russischen Revolution, wodurch seine Werke, selbst auch im eigenen, dann in der Folge von stetiger Zensur gebeutelten Land, immer verfügbar waren.

In Stefans Zweigs Buch Sternstunden der Menschheit gibt es einen interessanten, fiktiven Dialog zwischen Tolstoi und revolutionären Studenten, die ihn auf seinem Ruhesitz aufsuchen, hinsichtlich der Frage, inwieweit der große russische Poet die bevorstehende große Revolution wirklich selber mitgegangen, als Galionsfigur vielleicht sogar vorangeschritten wäre …

„Wenn ich eine Schule betrete und diese Menge zerlumpter, schmutziger, ausgemergelter Kinder mit ihren leuchtenden Augen […] sehe, befällt mich Unruhe und Entsetzen, ähnlich wie ich es mehrmals beim Anblick Ertrinkender empfand. 

Leo Tolstoi

Bleistift, Farbstift, Aquarell
Wvz. 5103
Format: 610 x 345 mm
September 2018