Da fällt einem ein längst vergessenes Foto wie durch Zufall in die Hände, welches einem schlagartig mal wieder klar macht, dass man auch einmal kleiner war als ein laufender Meter, dem Laufen zwar schon mächtig war, aber ansonsten von der Welt noch nicht allzu viel wusste und vermutlich auch noch nicht wissen wollte. Wie alt ich damals war weiß ich nicht und wer dieses Foto gemacht hat auch nicht. Vermutlich war es mein Vater, denn Frauen waren ja angeblich zu dieser Zeit der fotografischen Technik noch nicht wirklich allzu zugetan. Somit hat dieses Foto natürlich auch einen hohen dokumentarischen Wert, denn man beachte mein, selbst für damalige Zeiten, überaus Figur betontes knappes Outfit, die schicken Schühchen, die opulente Lockenfrisur (von der heute nichts mehr zu sehen ist), die mich als Kleinkind förmlich dazu einladen, diesen Misthaufen im Bild deutlich genauer zu inspizieren. Von geradezu kompositorischer Genialität ist die Anordnung des mächtigen Schweins im Mittel/Vordergrund (ich vermute es lebt auch nicht mehr) und gänzlich subtil, die Henne im Hintergrund, als kompositorischer Gegenpool. Rechts am Rande, nur angeschnitten, abwärts von der Brust, klar zu erkennen (oder auch nicht ) mein Opa Otto.
Dieser ist immerhin satte 94 Jahre alt geworden und am Ende alleine vor sich hinlebend, so gut wie taub und blind geworden, noch auf´s Dach gestiegen um die Antenne zu richten, für ein Fernsehprogramm, was er eh nicht mehr hätte sehen oder hören können. Tja, das sind Geschichten, die kennt wohl jeder …