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Ewige Liebe

In jungen Jahren war ich natürlich auch von einer unsinnigen Eitelkeit gequält, die mir noch leidvoll in Erinnerung ist. Denn nichts und nie wollte mir etwas von der Stange passen. Tendenziell war ich eben immer viel zu groß und auch zu pummelig für mein Alter und die Füße recht früh mehr als ausgewachsen. Somit gab es, in meiner Jugendzeit, erst recht auch keine hippen Schuhe für mich, jenseits der normalen Größen.

Als ich dann endlich einmal ein Objekt der Begierde, Wildlederstiefel in Schuhgröße 47-48, ergattern konnte, habe ich diese getragen, Tag für Tag, bis zu ihrem bitteren Ende. Dieses paar Schuhe habe ich damals wirklich sehr geliebt, ohne diese aber je zu pflegen und zu hegen, weil es mir ganz einfach nicht in den Sinn kam. Ich glaube somit, ich habe den einst ortsansässigen Schuster fast in den Wahnsinn getrieben, mir immer wieder meine jugendliche Eitelkeit retten zu müssen. Aber am Ende gab er dann doch auch auf.

Dies war allerdings auch das letzte mal, dass Schuhe für mich so von Bedeutung waren, wie einst – damals, vor einer halben Ewigkeit.

Natürlich haben jene Schuhe und deren kaum noch zu reparierenden Missstände, hier in dieser Zeichnung, vermutlich kaum etwas mit der Eitelkeit seines einstigen Träger zu tun. Sondern vielmehr mit der Notwendigkeit jene aus reinem Pragmatismus möglichst lange zu tragen, bevor man nicht umhin kommt, sich doch dann ein paar neue Treter leisten zu müssen.

Ewige Liebe
Federzeichnung, Farbstift, Aquarell
Wvz. 5251
Format: 420 x 330 mm
Dezember 2020