Capricho No. 73
Am Beginn der Reihe der Caprichos stehen häufig auch Stellungnahmen Goyas zur Kindeserziehung, aber auch zum schlüpfrigen Mutter-Tochter Verhältnis, bei dem der vorteilsbedachten Mutter nur allzu oft die Rolle der skrupellosen Kupplerin unterstellt wird.
Gegen Ende seiner Radierreihe der Caprichos, inmitten seiner dort dominierenden Hexenthematik, greift Goya dieses vermeintlich „häusliche“ Thema wieder auf.
Einige zeitgenössische Kommentare wollen in dieser Radierung Goyas lediglich eine Anklage gegen die Faulheit jener Frauen erkennen wollen, die ihre, durch eine gute Partie begünstigte Lebenslage, allein in Müßiggang und Faulenzen ausleben.
Aufschlussreicher erscheint hier aber die Vermutung, da man in diesem Capricho erneut die Mutter in Form der Kupplerin wieder erkennen will, dass es sich hier abermals um das Unglück einer erkauften Ehe handelt.
Der deutlich ältere Gatte kann seine gekaufte Ehefrau kaum zum gemeinsamen Glück einer so erzwungenen Liebe ermuntern. Somit ist die Gleichgültigkeit der Zwang vermählten jungen Frau, vor allem hinsichtlich ihrer häuslichen Pflichten, eine nachvollziehbare emotionale Konsequenz.