Andreas Noßmann zeigt seine Werkschau der Zeichnungen
Eschwege- Eine Tänzerin mit Ballettschuhen in den Händen und blutenden Füßen wendet sich vom Betrachter ab, während ein Mann seinen Blick auf die Tischplatte senkt, auf der eine grüne Glasflasche steht, und Helmut Schmidt und Hannah Arendt jeweils mit einer Zigarette zwischen den Fingern den Besuchern der Vernissage im Hochzeitshaus in Eschwege direkt in die Augen zu schauen scheinen.
Mit einer Vernissage begann am Freitag die Ausstellung „Andreas Noßmann – Werkschau der der Zeichnungen“.
„Jetzt im Original fangen die Bilder an und sprechen noch mal eine ganz andere Sprache.“
Dr. Ellen Markgraf, Kunsthistorikerin
Im Hochzeitshaus und damit in einem besonderen Gebäude Eschweges begrüßte Thomas Große die Vernissagebesucher, bevor Angelika Knapp-Lohkemper im Namen des Kunstvereins Eschwege das Wort an die Besucher richtete und nach einem kurzen Überblick über die Ausstellung den Künstler vorstellte.
Als Laudatorin sprach die Kasseler Kunsthistorikerin Dr. Ellen Markgraf über die verschiedenen Themenbereichen zugeordneten Werke. Sie ging darauf ein, dass Andreas noßmann auch „Meister der Stifte“ genannt wird, und erklärte, dass die Grundlage allen künstlerischen Schaffens für sie darin bestehe, zeichnen zu können. Unter anderem als Meister der Perspektive und des Zusammenspiels von Licht und Schatten stellte sie den in Brühl lebenden Künstler vor und verwies dabei besonders auf die der Reihe „Bolschoi“ zugeordneten Bilder, die Tänzerinnen hinter der Bühne zeigen und die die gesamte Palette vom hellsten bis zum dunkelsten Ton beinhalten.
Mit Blick auf diese Werke sprach Dr. Ellen Markgraf davon, wie es dem Künstler gelinge, der Zeichnung auf einem zweidimensionalen Blatt Tiefe zu verleihen, riet dazu, die Werke jeweils aus weiterer Entfernung und dann im Detail zu betrachten.
„Als würde ich in einem Geschichtsbuch blättern“, kommentierte sie die Portraits, die aktuell im oberen Stockwerk des Hochzeitshauses zu sehen sind, begeistert, griff aber auch die unter dem Titel „Working Class Hereos“ erschienenen Kunstwerke heraus, die unter anderem einen Weber bei der Arbeit zeigen, was an Vincent van Gogh und sein soziales Interesse erinnere.
„Jetzt im Original fangen die Bilder an und sprechen noch mal eine ganz andere Sprache“, sagte Dr. Ellen Markgraf, sprach davon, wie die Werke des Künstlers das Zeichnen wieder mehr in den Vordergrund stellen, und erklärte, dass der Betrachter von den Bildern festgehalten werde und zwischen ihm und dem Werk eine Beziehung entstehe. Die Frage danach, was passiert sei und was der Künstler weggenommen habe, sei ihr hingegen beim Betrachten der fiktiven Naturbilder in Teils ungewöhnlichen Formen aus der Reihe „Phantastische Landschaften“ gekommen, während auch die „Stillleben“ zum Nachdenken anregten. Das Jazz-Affairs-Trio unterhielt das Publikum mit Musik.
Die Bilder sind noch bis zum 29. März im Hochzeitshaus zu sehen.
esr