Heinrich Hoffmann gab sich den Namenszusatz von Fallersleben (den Namen seiner Geburtsstadt), um vom gleichnamigen Kinderbuchautor, dem Erfinder des Struwwelpeter, besser unterschieden werden zu können. Den ehemaligen Hochschullehrer für Germanistik würde heute wohl kaum noch wer kennen, wenn er nicht Dichter unserer noch immer aktuellen Nationalhymne wäre, dessen Text er 1841 auf der damals noch englischen Insel Helgoland zur Musik von Joseph Haydn schrieb – dem Lied Gott erhalte Franz, den Kaiser. Für lange Zeit war es jedoch nur eines der vielen Lieder der deutschen Nationalbewegung. Erst im ersten Weltkrieg erlangte Fallersleben Dichtung größere Bedeutung und Popularität, wurde hier von den deutschen Soldaten an der Front immer wieder als Lied angestimmt (warum auch immer) und anschließend dann von der Heeresleitung in der Presse propagandistisch ausgeschlachtet.
Erst 1922, in der Weimarer Republik, wurde das Deutschlandlied mit allen drei Strophen auf Veranlassung des sozialdemokratischen Reichspräsidenten Friedrich Ebert zur offiziellen Nationalhymne Deutschlands bestimmt. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde dagegen nur die erste Strophe angestimmt: Deutschland, Deutschland über alles … um danach das Horst Wessel Lied zu skandieren …
Nach 1945 kam es verständlicher Weise zu Diskussionen über die weitere Verwendung des Liedes. Der damalige Bundespräsident Theodor Heuss und Bundeskanzler Konrad Adenauer entschieden 1952, dass das Lied der Deutschen insgesamt die Nationalhymne bleiben, zu offiziellen Anlässen jedoch nur die dritte Strophe gesungen werden solle. Nach der Wiedervereinigung, im Jahr 1991, natürlich erneute Diskussionen, und wieder entschieden Bundespräsident und Bundeskanzler über das Schicksal der Dichtung von Fallersleben – die dritte Strophe bleibt Nationalhymne Deutschlands auch wenn sie nicht jeder Fußballprofi bei einem Länderspiel mitsingen möchte.
Herrn Hoffmann von Fallersleben kann es am Ende auch völlig egal sein …
Wvz. 5194
Format: 325 x 210 mm
Dezember 2019