Der 1932 erschienene Roman „Schöne neue Welt“ („Brave new World“) von Aldous Huxley ist ebenso, wie George Orwells „1984“, eine bitterböse Dystopie, eine düstere Vision auf eine mögliche und gar nicht so unwahrscheinliche, kommende Gesellschaftsordnung, deren Handlung im 26. Jhdt. spielt. Doch während Orwell in seinem Roman, von 1945, die Schrecken eines totalitären Staates, deren ständige Überwachung, die Angst vor Repressionen, Gewalt und Folter in den Fokus stellt, um die Menschen, die Gesellschaft an sich, in einer von Oben gewollten Ordnung zu disziplinieren, ist Huxleys Albtraum Version deutlich subtiler, aber bei weitem nicht weniger erschreckend.
In „Schöne neue Welt“ gibt es keine Krankheiten mehr, das altern ist eingeschränkt, es gibt kein Neid und keine Verbrechen. Um dies zu erreichen, ist man dazu übergegangen, die Menschen in Klassen (Kasten) zu unterteilen und mittels der Droge „Soma“ künstlich glücklich zu halten. Des Weiteren ist jedwede sexuelle Freiheit gewährt, ja ständig wechselnde Partner sogar erwünscht, eben des reinen Vergnügens willen, um feste Bedingungen zu erschweren. Zuneigung und Liebe sind unerwünscht, sowie die natürliche Geburt strikt verboten. Die meisten Frauen sind somit entweder sterilisiert oder sind gezwungen, in einer Art von Gemeinschaftsritual, Verhütungsmittel zu verwenden.
Die „Schöne neue Welt“ der Menschen ist eingeteilt in fünf Kasten, wobei natürlich die oberste die Führungselite stellt, die unterste eben die niedrigsten Arbeiten zu verrichten hat. Apathie, eine permanente sexuelle Zufriedenheit und die totale Gleichgültigkeit gegenüber dem System, eben nicht Gewalt, Folter und Einschüchterung sind hier, in diesem Roman, ein wesentlicher Faktor. Somit ist bei Huxley auch die künstliche Züchtung neuer Bürger ein wesentlicher Aspekt. Bei der Produktion von Kindern, also neuen Bürgern, wird die Entwicklung der Embryonen je nach der Klasse, der das Kind zugehören soll, gesteuert. Der Herstellungsvorgang besteht aus zwei unterschiedlichen Verfahren für die beiden oberen und die drei unteren Kasten. Im sogenannten Bokanowsky-Verfahren wird eine befruchtete Eizelle zur Teilung angeregt, aus der 8 bis 96 Embryos entstehen. Hierbei entwickeln sich Klone, identische Menschen, welche allerdings unterentwickelt sind und sich zu „Gammas“, „Deltas“ und „Epsilons“ entwickeln. Zukünftigen Mitgliedern niederer Kasten werden zudem gezielt schädliche Substanzen wie Alkohol verabreicht und Sauerstoff entzogen, um ihre Entwicklung zu hemmen und ihre Intelligenz niedrig zu halten. „Alphas“ und „Betas“ entstehen dagegen aus einer ungeteilten Eizelle, sie sind Individuen. Sie werden mit für die Entwicklung wichtigen Substanzen und Impfungen versorgt. Alle Neugeboren werden außerdem, in den Brutkästen der Züchtungsanstalten, rund um die Uhr, entsprechend der zugedachten Kaste, ständig mit entsprechenden Propagandatexten beschallt um sie auf ihre kommende Rolle in der Gesellschaft einzustimmen.
Rein biotechnisch ist das, was sich einst ein Aldous Huxley vor 90 Jahren ausdachte, schon heute möglich. Aber noch sind wir Individuen. Doch was im Jahre 2540 sein wird, wer weiß das schon! Eine schöne neue Welt?
Aldous Huxley
Bleistift, Farbstift, Aquarell
Wvz. 5347
Format: 350 x 500 mm
Mai 2023