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Psyche: Tragik einer Liebe

Die Geschichte von Psyche und Eros ist eine der bekanntesten Liebesgeschichten aus der griechischen Mythologie und erzählt von der komplexen Beziehung zwischen Liebe und Seele (Psyche bedeutet „Seele“, Eros steht für „Liebe“). Ihre Geschichte, die Teil von Apuleius‘ „Metamorphosen“ ist, ist eine tiefgründige Allegorie über das menschliche Streben nach göttlicher Liebe und die Hindernisse, die es auf diesem Weg zu überwinden gilt.

Die Geschichte von Psyche und Eros:

Psyche war eine Prinzessin von außergewöhnlicher Schönheit, so schön, dass die Menschen anfingen, sie als eine neue Verkörperung der Göttin Aphrodite zu verehren. Diese Ehrerbietung gegenüber einer sterblichen Frau erzürnte die Göttin Aphrodite so sehr, dass sie daraufhin Eros, den Gott der Liebe, anstachelte, Psyche mit einem schrecklichen Monster oder noch besser, mit einem Schwein zu verkuppeln.

Eros (im römischen Armor) ist eigentlich die älteste Gottheit in der griechischen Mythologie – älter als alle Götter des Olymp und sogar älter als alle frühzeitlichen Titanen, denn er entstand einst aus dem „Chaos“, dem „Urknall“ der Welt, wenn man so will. Er, das primordiale Wesen (Eigenschaft und Gestalt zugleich), macht die Entstehung des (menschlichen und göttlichen) Lebens überhaupt erst möglich, denn mit Pfeil und Bogen haucht er nicht nur uns Menschen, sondern auch den Göttern Leidenschaft und Liebe ein. Er war es auch, der Uranos, dem Himmel, diese Leidenschaft und Liebe einhauchte, das Verlangen in ihm weckte sich mit Gaia, der Erde, zu vereinen und so die erste Generation der Götter, die Titanen, zu zeugen. Ohne Eros, so der Gedanke, gäbe es die Welt, so wie wir sie heute kennen, nicht.

Eros, nun von der eifersüchtigen Aphrodite angestiftet, einer Sterblichen Unheil zu bringen, verletzt sich selbst, ganz zufällig, an einem seiner Liebespfeile, ausgerechnet in dem Moment, als er Psyche zum ersten Mal erblickt und verliebt sich daraufhin unsterblich in sie. Welch Ironie der Geschichte: Er, dessen einzige Aufgabe es ist, die Liebe, Leidenschaft und Begierde in der Welt zu verbreiten, ist nun selbst verliebt und voller Sehnsucht. Doch Götter und Sterbliche als Paar? Das ist eigentlich ein Tabu, denn Menschen können und dürfen die Götter in ihrer Leibhaftigkeit nicht sehen. So lässt er Psyche in seinen Palast bringen, in dem sie ein luxuriöses, aber einsames Leben führt, ohne zu wissen, dass Eros ihr heimlicher Liebhaber ist. Eros besucht sie jede Nacht, jedoch unter der Bedingung, dass Psyche niemals sein Gesicht sehen darf. Ihre Beziehung entwickelt sich auf diese geheimnisvolle und verbotene Weise, doch Psyches Schwestern säen Zweifel in ihr Herz. Sie überreden Psyche, Eros‘ wahre Identität herauszufinden. In einer Nacht, als Eros schläft, nähert sich Psyche ihm mit einer Lampe. Als sie sein wunderschönes Gesicht sieht, ist sie überwältigt, doch ein Tropfen heißes Öl aus der Lampe fällt auf Eros‘ Haut und weckt ihn auf. Verraten und enttäuscht, flieht Eros, und Psyche bleibt allein und verzweifelt zurück im dunklen Palast über den Wolken.

Die Prüfungen der Psyche:

Aber auch Eros ist zutiefst betrübt und ohne jede Idee, wie er aus dieser misslichen Lage kommt. Denn er leidet sehr an dieser verlorenen Liebe zu Psyche und zieht sich immer mehr zurück, vernachlässigt zunehmend seine allzu wichtige Funktion. Das hat Folgen für die Welt: Die Menschen verlieben sich nicht mehr. Die Bevölkerungsanzahl nimmt daraufhin dramatisch ab und auch dem Olymp macht sich zunehmend eine gewisse Lustlosigkeit breit und keiner weiß wirklich, was der Grund dafür ist. Aphrodite erkennt schnell, dass sie in ihrer Eifersucht zu weit gegangen ist, einen Fehler gemacht hat. Doch diesen offen zugeben? Um ihr Gesicht zu wahren, ersinnt sie eine Reihe fast unlösbarer Aufgaben für Psyche, die ihr die Möglichkeit geben sollen, sich bei Eros zu rehabilitieren – wohlwissend oder zumindest ahnend, wie diese Geschichte am Ende ausgehen wird. Jede Aufgabe symbolisiert einen Aspekt der menschlichen Psyche und ihrer Kämpfe:

  1. Sortieren von Saaten: Psyche muss einen riesigen Haufen von Samen sortieren, eine symbolische Aufgabe, die für das Verständnis und die Ordnung in der Welt steht. Ameisen helfen ihr bei dieser unmöglichen Aufgabe.
  2. Goldene Wolle sammeln: Psyche muss goldene Wolle von aggressiven Schafen sammeln, was sie durch Klugheit und Geduld meistert.
  3. Wasser aus dem Fluss Styx holen: Ein Adler hilft Psyche, Wasser aus dem verbotenen Fluss zu schöpfen, was für den Mut steht, sich den tödlichen Kräften der Unterwelt zu stellen.
  4. Eine Büchse aus der Unterwelt holen: In der letzten und gefährlichsten Aufgabe muss Psyche in die Unterwelt hinabsteigen, um eine Büchse mit der Schönheit der Göttin Persephone zu holen. Sie darf jedoch den Inhalt nicht öffnen. Getrieben von Neugier öffnet Psyche die Büchse und fällt in einen todesähnlichen Schlaf.

Die Erlösung:

Am Ende wird Psyche von Eros gerettet, der sie aus ihrem Schlaf erweckt und die Götter überzeugt, ihre Liebe anzuerkennen. Zeus ist überaus gerührt, hat aber auch keine andere Wahl: Er gewährt Psyche Unsterblichkeit, und sie wird in den Olymp aufgenommen, wo sie Eros heiratet. Ihre Liebe wird schließlich in göttlicher Harmonie verwirklicht, und sie bekommen eine Tochter, Voluptas (die Personifikation des Vergnügens).

Die Tragik und Moral der Geschichte:

Die Tragik der Liebe zwischen Psyche und Eros liegt in der menschlichen Neigung zur Neugier, zum Misstrauen und zu Zweifel. Psyche musste viele Prüfungen durchlaufen, um Eros wiederzufinden und die göttliche Liebe zu verstehen. Diese Prüfungen symbolisieren die Schwierigkeiten und Herausforderungen, die Menschen durchlaufen müssen, um wahre Liebe zu erfahren und schließlich die Vereinigung von Seele und Liebe zu erreichen. Die Geschichte zeigt, dass die Liebe immer mit Schmerz und Opfern verbunden ist, aber auch mit dem Potenzial für Transformation und spirituelles Wachstum.

Bleistift, Farbstift, Aquarell
Wvz. 5387
Format: 500 x 500 mm
Oktober 2024