Diese Serie an Zeichnungen – Working Class Heroes (man stelle sich vor, ich hätte diese Serie auch noch „Helden der Arbeiterklasse“ genannt) – deren Motive und Umsetzungen meinerseits allzu oft gerne mit dem Sozialistischen Realismus verglichen werden, zeigt mal wieder, wie sehr der Kern eines Grundgedankens gänzlich unverstanden, ja gerne missverstanden werden kann, weil man sich nicht die Zeit hierfür nehmen will, weil es stets immer einfacher ist die Dinge in die bekannten und üblichen Schubladen zu verfrachten. Denn natürlich war und ist der sozialistische Realismus, bis heute, der reinen Idealisierung verpflichtet – Leid, Elend und Entbehrungen, ja selbst ein rein sachlicher, bildnerischer Umgang mit seiner arbeitenden Klasse hatte nie einen Platz in deren Weltvorstellung. Selbst die heute als romantisierend, verklärend wirkenden Darstellungen eines Jean Francois Millet, sind bei genauerer Betrachtung, alles andere als Idealbilder einer vor Kraft strotzenden Arbeiter- und Bauernschaft.
Jean Francois Millet
Auch jene wohlwollende Vergleiche, hinsichtlich dieser Serie, mit dem Werk und Arbeiten der Käthe Kollwitz, welche ich natürlich überaus schätze, als Zeichnerin und Grafikerin mehr als verehre wie kaum eine andere, sie verbieten sich in diesem Sinne somit natürlich auch. Es wäre auch allzu viel der Ehre. Denn nichts von meinen bisherigen Motiven zu dieser Serie, habe ich natürlich selbst je so erlebt, nie selbst so durchlebt (und wenn nur dann ganz am Rande, als Kind ein wenig davon mitbekommen), wie auch das Leid der fahrenden Landarbeiter, der Hobos, wie z.b. auch von John Steinbeck in die Die Früchte des Zorns eindrucksvoll beschrieben.
Bleistift, Farbstift, Aquarell
Wvz. 5276
Format: 430 x 700 mm
September 2021
Man muss selbst nicht die Hölle durchschritten haben, um, zu Dantes Göttlicher Komödie, Bilder im seinem Kopf zu projizieren. Man muss sich auch nicht gänzlich dem dionysischen hingegeben haben, um dem Wahn des Rausches, zeichnerisch nachgehen zu können. Und so sind auch all diese Arbeiten im Grunde eigentlich auch nur ein rein sachlich zeichnerischer Rückblick auf eine Zeit, in der wahrlich das alltägliche Dasein alles andere als selbstverständlich war, das Überleben, durch den Einkauf im nahegelegenen Supermarkt, einfach noch kein Thema war. Aber vielleicht ist es genau das, was mich an diesem Thema so fasziniert: Ich bin frei von jeglicher Ideologie und, in dieser Hinsicht, selbst erfahrenem Leid. Somit hoffe ich doch, dass all diese Darstellungen, auch wenn aus dieser Distanz gezeichnet, dennoch berühren und ein wenig zum Nachdenken anregen. Mehr will man ja nicht.