Pietà

Diese neue Arbeit, aus meiner Reihe Im Westen nichts Neues, in Gedenken an den 50ten Todestag Erich Maria Remarques im letzten Jahr, ist nicht nur meine bisher größte Zeichnung zu diesem Thema, sondern auch die erste, die keine reine Anlehnung an die ehemals zum reinen apokalyptischen Schrecken verkehrte Welt darstellt. Hier wird die einstige, erschreckende Realität, das tagtägliche Sterben im Grabenkampf, während des ersten Weltkrieges, kombiniert mit der ikonografischen Bedeutung der sogenannten Pietá (italienisch: Mitleid, Frömmigkeit). Kunsthistorisch betrachtet verbindet man mit der Pietá die Darstellung der Maria als Mater Dolorosa, der Schmerzensmutter, welche ihren Sohn Jesus Christus, nach der Kreuzabnahme, trauernd in ihren Armen hält. Erste bedeutende Darstellungen dieser Art entstehen in der bildenden Kunst, sowohl in der Malerei und auch Bildhauerei, schon seit dem Mittelalter, vor allem als Altar Verzierungen in katholischen Kirchen gedacht. Jene typische Altarbildszenerie wird auch Vesperbild genannt. Diese Bezeichnung beruht auf der Vorstellung, dass nach der Kreuzabnahme Maria den Leichnam ihres Sohnes am Karfreitag, ungefähr zur Zeit des Abendgebets, der Vesper, entgegennahm.

Die wohl bekannteste Darstellung der Pietà ist ganz sicher die Marmorstatue des großen Michel Angelos. Dieses Meisterwerk gilt als mit einer der bedeutendsten bildhauerischen Leistungen der abendländischen Kunst, entstand ca. 1498-99, als der Meister der Renaissance gerade mal Mitte 20 Jahre alt war. Heute befindet sich dieses Werk im Petersdom im Vatikan und wird daher auch die vatikanische Pietà genannt.

Hier in dieser Zeichnung nun verbindet sich somit spätmittelalterliche Ikonografie und der Schrecken der einst beginnenden Modere in Sachen industriell geführtem Massenschlachten zu einer völlig surrealen Szenerie. Und natürlich wird diese Zeichnung nie je einen Altar oder die Wand in einer Kirche zieren. Aber dafür war sie ja auch nicht gedacht. Es ist im Grunde mal wieder eine jener Zeichnungen die ich vor allem für mich mache, zwei, dreimal ausgestellt und sicherlich auch bewundert werden wird um dann irgendwann dennoch im Archiv zu verschwinden. Aber das macht nichts – dies gehört halt dazu!